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Aktualisiert am:
24.10.2024

Digitale Barrierefreiheit: Farben, Schriftarten und einfache Sprache – Ein umfassender Leitfaden für Unternehmen

Die digitale Barrierefreiheit ist heute unverzichtbar. Sie ermöglicht es allen Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, das Internet zu nutzen. Für Unternehmen wird dies mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ab Juni 2025 gesetzlich verpflichtend. Die Umsetzung betrifft insbesondere die Farbauswahl, Schriftarten und einfache Sprache – zentrale Elemente, um Websites und Apps für alle zugänglich zu machen.

Barrierefreiheit im digitalen Raum sorgt dafür, dass alle Nutzer gleichberechtigten Zugang zu Online-Angeboten haben. Dies ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern verbessert auch die Benutzerfreundlichkeit und Reichweite. In diesem Artikel beleuchten wir, wie Farben, Schriftarten und einfache Sprache zur Barrierefreiheit beitragen und was Unternehmen tun können, um ihre digitalen Inhalte inklusiv zu gestalten.

Digitale Barrierefreiheit: Farben, Schriftarten und einfache Sprache – Ein umfassender Leitfaden für Unternehmen

Digitale Barrierefreiheit ist in den letzten Jahren zu einem wesentlichen Faktor bei der Gestaltung von Websites und digitalen Produkten geworden. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihre digitalen Angebote so zu gestalten, dass sie für alle Menschen, einschließlich Menschen mit Behinderungen, zugänglich und nutzbar sind. Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das ab Juni 2025 gilt, wird die digitale Barrierefreiheit auch gesetzlich verankert, und Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Websites, Apps und andere digitale Inhalte die Anforderungen an Barrierefreiheit erfüllen.

Um digitale Barrierefreiheit zu gewährleisten, spielen drei wesentliche Faktoren eine Rolle: die Farbauswahl, die Wahl der Schriftarten und der Einsatz von einfacher und leichter Sprache. Diese drei Elemente sind nicht nur technische Herausforderungen, sondern auch entscheidend für das Nutzererlebnis. Eine gute Wahl von Farben, Schriften und verständlicher Sprache verbessert die Zugänglichkeit und sorgt dafür, dass alle Menschen gleichermaßen Zugang zu Informationen haben.

In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie, wie Sie durch die richtige Farbauswahl, barrierefreie Schriftarten und den Einsatz einfacher Sprache Ihre Website barrierefrei gestalten können.

Die Bedeutung der Farbauswahl für barrierefreie Websites

Farben sind ein zentrales Element im Design jeder Website. Sie prägen das Erscheinungsbild, vermitteln Emotionen und spielen eine wichtige Rolle bei der Benutzerführung. Doch Farben können auch Barrieren schaffen, wenn sie nicht sorgfältig ausgewählt werden. Für Menschen mit Sehbehinderungen oder Farbfehlsichtigkeit (z. B. Rot-Grün-Schwäche) kann eine unzureichende Farbauswahl die Zugänglichkeit erheblich beeinträchtigen.

Warum ist die Farbauswahl entscheidend für die Barrierefreiheit?

Die richtige Farbauswahl hilft sicherzustellen, dass alle Nutzer die Inhalte einer Website gleich gut wahrnehmen und verstehen können. Besonders für Menschen mit Farbfehlsichtigkeit oder eingeschränktem Sehvermögen sind Farbkombinationen, die für andere offensichtlich erscheinen, oft schwer erkennbar.

Menschen mit Farbfehlsichtigkeit sehen bestimmte Farben nicht oder nur schwer. Etwa 8 % der Männer und 0,5 % der Frauen weltweit haben eine Form der Farbfehlsichtigkeit. Für sie ist es beispielsweise schwierig, Rot- und Grüntöne voneinander zu unterscheiden. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Websites nicht nur auf Farbunterscheidungen setzen, um wichtige Informationen zu vermitteln.

Kontrastverhältnisse – Ein Muss für barrierefreie Farben

Ein wesentliches Kriterium für die barrierefreie Farbauswahl ist der Kontrast zwischen Text und Hintergrund. Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) geben klare Vorgaben für den Kontrast vor. Demnach sollte das Kontrastverhältnis für normalen Text mindestens 4,5:1 betragen. Für größere Texte (ab 18 pt oder 14 pt fett) ist ein Mindestkontrast von 3:1 ausreichend.

Warum ist der Kontrast so wichtig? Ein zu geringer Kontrast erschwert es nicht nur Menschen mit Sehbehinderungen, den Text zu lesen, sondern auch Nutzern, die sich in Umgebungen mit schlechten Lichtverhältnissen befinden, beispielsweise draußen bei hellem Sonnenlicht. Ein hoher Kontrast hingegen verbessert die Lesbarkeit und sorgt dafür, dass die Informationen klar und deutlich erkennbar sind.

Tipp: Verwenden Sie Tools wie den Color Contrast Analyzer oder Accessible Colors, um sicherzustellen, dass Ihre Website die empfohlenen Kontrastverhältnisse einhält.

Farbfehlsichtigkeit berücksichtigen

Websites sollten so gestaltet sein, dass sie auch für Menschen mit Farbfehlsichtigkeit zugänglich sind. Ein typisches Problem tritt auf, wenn Farben als einziges Mittel zur Unterscheidung von Informationen verwendet werden, zum Beispiel bei Schaltflächen, die nur durch ihre Farbe angezeigt werden. Wenn Rot und Grün verwendet werden, können Nutzer mit Rot-Grün-Schwäche Schwierigkeiten haben, die Schaltflächen zu unterscheiden.

Eine einfache Lösung ist die Verwendung von zusätzlichen visuellen Hinweisen wie Symbolen, Text oder Unterstreichungen, um den Zweck von farbigen Elementen zu verdeutlichen. So können alle Nutzer unabhängig von ihrer Fähigkeit, Farben zu unterscheiden, die Seite effektiv nutzen.

Markenidentität und Barrierefreiheit: Wie Sie beides vereinen

Viele Unternehmen zögern, ihre Farben zu ändern, da sie ihre Markenidentität gefährdet sehen. Doch Barrierefreiheit bedeutet nicht, dass Sie auf Ihre Markenfarben verzichten müssen. Es geht vielmehr darum, sicherzustellen, dass die gewählten Farben den Barrierefreiheitsanforderungen entsprechen. Mit kleinen Anpassungen, wie der Verwendung von dunkleren Schattierungen oder helleren Hintergrundfarben, können Sie sicherstellen, dass Ihre Website sowohl barrierefrei als auch markenkonform bleibt.

Tipps für barrierefreie Farbschemata:

  • Verwenden Sie kontrastreiche Farben: Dunkler Text auf hellem Hintergrund oder umgekehrt.
  • Setzen Sie Symbole oder Muster ein, um farbliche Unterschiede zu unterstützen.
  • Achten Sie darauf, dass Farben niemals die alleinigen Träger von Informationen sind.

Barrierefreie Schriftarten: So wählen Sie die richtigen Fonts für Ihre Website

Die Wahl der richtigen Schriftart ist ein oft unterschätzter, aber entscheidender Faktor für die digitale Barrierefreiheit. Für viele Menschen, insbesondere für Personen mit Sehschwächen oder Leseproblemen wie Legasthenie, kann eine schlecht gewählte Schriftart die Nutzung einer Website erheblich erschweren. Um sicherzustellen, dass Texte leicht verständlich und zugänglich sind, sollten bestimmte Richtlinien für Schriftarten beachtet werden.

Warum sind Schriftarten für die Barrierefreiheit wichtig?

Schriftarten beeinflussen, wie gut oder schlecht ein Text lesbar ist. Besonders für Menschen mit Sehschwächen oder Legasthenie ist die Wahl der Schriftart entscheidend, um digitale Inhalte zu erfassen. Eine gut lesbare Schriftart sorgt nicht nur für bessere Verständlichkeit, sondern auch für eine positive Nutzererfahrung.

Die besten Schriftarten für barrierefreies Design

Sans-Serif-Schriftarten gelten als besonders geeignet für barrierefreies Webdesign. Diese Schriftarten haben keine zusätzlichen Verzierungen an den Enden der Buchstaben (Serifen) und wirken dadurch klarer und einfacher zu lesen.

Empfohlene barrierefreie Schriftarten:

  • Arial: Eine der am häufigsten verwendeten Schriftarten, die klar und gut lesbar ist.
  • Verdana: Mit weiten Buchstabenabständen und klaren Zeichen ideal für kleine Schriftgrößen.
  • Tahoma: Ähnlich wie Verdana, aber kompakter und gut lesbar.
  • Open Sans: Eine moderne, minimalistische Schriftart, die besonders gut auf Bildschirmen funktioniert.
  • Roboto: Speziell für digitale Medien entwickelt, bietet diese Schriftart eine hohe Lesbarkeit auf allen Geräten.

Warum Sans-Serif-Schriften?
Serifenlose Schriftarten sind besonders für Menschen mit Sehbehinderungen besser lesbar, da sie klare, unverzierte Buchstabenformen bieten. Serifenschriften wie Times New Roman können durch ihre Verzierungen in kleinen Schriftgrößen schwer lesbar sein, insbesondere auf Bildschirmen.

Wichtige Kriterien für die Wahl der Schriftart

Es gibt bestimmte Merkmale, die barrierefreie Schriftarten aufweisen sollten:

  • Eindeutige Buchstabenformen: Vermeiden Sie Schriftarten, bei denen ähnliche Buchstaben wie „I“, „l“ und „1“ oder „O“ und „0“ schwer zu unterscheiden sind.
  • Gleichmäßige Strichstärken: Schriftarten mit gleichmäßigen Strichstärken sind einfacher zu lesen, da sie ein klareres Schriftbild bieten.
  • Genügend Zeilenabstand: Ein ausreichender Zeilenabstand erleichtert das Lesen und Verfolgen von Textzeilen. Es wird empfohlen, einen Zeilenabstand von mindestens 1,5 zu verwenden.
  • Großzügige Schriftgröße: Eine Mindestgröße von 16 Pixeln für Fließtext wird empfohlen, um die Lesbarkeit auf verschiedenen Geräten sicherzustellen. Kleinere Schriftgrößen erschweren Menschen mit Sehbehinderungen das Lesen.

Anpassbare Schriftgrößen

Viele Menschen mit Sehbehinderungen oder visuellen Einschränkungen benötigen größere Schriftgrößen. Websites sollten die Möglichkeit bieten, dass Benutzer die Schriftgröße leicht anpassen können, ohne dass das Layout der Seite gestört wird. Durch den Einsatz von relativen Schriftgrößen (z. B. „em“ statt „px“) kann die Schriftgröße flexibel an die Bedürfnisse des Nutzers angepasst werden.

Tipp: Testen Sie Ihre Website mit verschiedenen Schriftgrößen und stellen Sie sicher, dass alle Inhalte auch bei vergrößerter Darstellung lesbar bleiben.

Einfache und Leichte Sprache: Ein Schlüssel zur digitalen Barrierefreiheit

Die Sprache spielt eine zentrale Rolle in der digitalen Barrierefreiheit. Für viele Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Lernschwierigkeiten oder begrenzten Sprachkenntnissen kann eine zu komplizierte Sprache eine erhebliche Barriere darstellen. Der Einsatz von einfacher und leichter Sprache verbessert die Zugänglichkeit von Inhalten und sorgt dafür, dass wichtige Informationen von allen Nutzern verstanden werden.

Was ist einfache Sprache?

Einfache Sprache ist eine vereinfachte Form der Standardsprache, die darauf abzielt, komplexe Inhalte für möglichst viele Menschen verständlich zu machen. Sie folgt bestimmten Prinzipien, die sicherstellen, dass die Informationen klar und leicht verständlich sind. Einfache Sprache richtet sich an Menschen mit unterschiedlichen sprachlichen Fähigkeiten, einschließlich Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Lernschwierigkeiten oder nicht muttersprachlichen Nutzern.

Was ist leichte Sprache?

Leichte Sprache geht einen Schritt weiter als einfache Sprache. Sie ist besonders auf Menschen mit schweren kognitiven Einschränkungen oder Lernschwierigkeiten ausgerichtet. Sie folgt strengen Regeln und reduziert die Komplexität der Sprache auf das absolute Minimum.

Prinzipien der einfachen und leichten Sprache

Die Prinzipien der einfachen und leichten Sprache zielen darauf ab, Inhalte für möglichst viele Menschen zugänglich und verständlich zu machen. Diese Sprachformen richten sich an Menschen mit kognitiven Einschränkungen, geringen Sprachkenntnissen oder Lernschwierigkeiten und erleichtern das Verstehen von Informationen, die sonst möglicherweise schwer zugänglich wären. Indem Unternehmen diese Prinzipien umsetzen, schaffen sie eine inklusive Kommunikation, die alle Nutzer einbezieht und Barrieren abbaut.

Klare und kurze Sätze

Ein grundlegendes Prinzip der einfachen und leichten Sprache ist die Verwendung von kurzen, klaren Sätzen. Komplexe Schachtelsätze oder Fachjargon stellen für viele Menschen Barrieren dar. Stattdessen sollten Sie klare, prägnante Sätze verwenden, die jeweils nur eine Hauptaussage enthalten. Beispielsweise:

  • Komplexer Satz: "Um die notwendigen Schritte zur digitalen Barrierefreiheit in Ihrem Unternehmen umzusetzen, sollten Sie sich zunächst mit den gesetzlichen Vorgaben und technischen Anforderungen vertraut machen."
  • Einfacher Satz: "Lesen Sie die Regeln für Barrierefreiheit. Dann können Sie Ihr Unternehmen barrierefrei machen." Kurze, einfache Sätze sind leichter zu verstehen und tragen dazu bei, dass Nutzer den Inhalt besser aufnehmen können.

Einfache und verständliche Wörter

Vermeiden Sie Fachbegriffe oder komplizierte Ausdrücke, die für den durchschnittlichen Nutzer schwer verständlich sein könnten. Wenn Sie technische oder spezialisierte Begriffe verwenden müssen, sollten Sie diese klar erklären. Es geht darum, eine Sprache zu verwenden, die jeder verstehen kann – unabhängig von Bildungsniveau oder Sprachkenntnissen.

Durch den Einsatz einfacher Begriffe wird die Barrierefreiheit deutlich erhöht, und mehr Menschen können den Inhalt verstehen.

Aktive Sprache statt Passivsätze

Aktiv formulierte Sätze sind einfacher zu verstehen als Passivkonstruktionen. Die aktive Sprache macht klar, wer handelt und was passiert, während Passivsätze oft vage und schwer nachvollziehbar sind.

Aktiv formulierte Sätze sind direkter und verständlicher, da sie den Fokus auf den Handelnden legen.

Anschauliche Beispiele und Erklärungen

Es hilft, komplexe Sachverhalte durch Beispiele oder Vergleiche zu erklären. Wenn Sie eine abstrakte Idee erklären, verwenden Sie konkrete Beispiele, um sie greifbarer zu machen. Beispiele erleichtern das Verständnis und helfen dabei, die Bedeutung klarer zu machen.

Visualisierung durch Symbole und Bilder

Bilder und Symbole können den Text unterstützen und den Inhalt verständlicher machen. Visualisierungen erleichtern das Verstehen von Informationen, insbesondere für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Symbole, Icons oder Bilder können wichtige Punkte hervorheben und schwer verständliche Texte vereinfachen.

Fazit

Die Gestaltung barrierefreier Websites erfordert eine durchdachte Wahl von Farben, Schriftarten und Sprache. Diese drei Faktoren beeinflussen maßgeblich, wie gut Ihre Website für alle Nutzer zugänglich ist – unabhängig von deren Fähigkeiten oder Einschränkungen.

Unternehmen, die diese Prinzipien umsetzen, verbessern nicht nur die Nutzererfahrung, sondern bereiten sich auch auf die gesetzlichen Anforderungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) vor. Barrierefreiheit ist nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Chance, eine breitere Zielgruppe zu erreichen und ein inklusives Nutzererlebnis zu schaffen.

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